Translate

Freitag, 12. September 2014

Neuigkeiten: "Die Pflegerin" von Frieda Lamberti - Ein spannender Liebeskrimi als Taschenbuch und als ebook (mit Leseprobe)




 Quelle: geschrieben von Frieda Lamberti auf Facebook Die Pflegerin

 

Leseprobe Kapitel 1

Die Pflegerin von Frieda Lamberti


Kurzbeschreibung

Die junge Polin Beata Tomaszewski tritt die Stelle einer privaten Pflegerin im Haus von Dr. Michael Buchholz an. Es ist ihre Aufgabe, sich um seine Ehefrau zu kümmern, die im Wachkoma liegt. Lange kann Beata sich der starken Anziehungskraft ihres Arbeitgebers nicht entziehen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit mörderischem Ausgang.

Prolog
»Sie haben das Recht zu schweigen. Alles was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, zu jeder Vernehmung einen Verteidiger hinzuzuziehen. Wenn Sie sich keinen Verteidiger leisten können, wird Ihnen einer gestellt. Haben Sie das verstanden?«
Nein, ich sehe keinen Krimi im Fernsehen. Dieser Wahnsinn passiert tatsächlich. Ich habe keine Ahnung, wie mein Leben weitergeht. Wie alles angefangen hat, weiß ich nur zu gut und ich erinnere mich gern daran. Es war ein sonniger Sommertag. Die Erinnerung daran lässt die Wärme auf meiner Haut zurückkehren, obwohl es im Vernehmungsraum keine 16 Grad warm ist.
»Tut mir leid, die Heizung ist ausgefallen. Aber es gibt Schlimmeres. Möchten Sie einen Kaffee?«
»Ich möchte keinen Kaffee. Ich möchte telefonieren. Soviel ich weiß, ist ein Anruf gestattet.«

Letzter Tag
Obwohl der Himmel leicht bewölkt ist und der Wetterbericht für heute Nachmittag Regen angekündigt hat, entschließe ich mich, meine Wäsche im Garten an der frischen Luft zu trocknen. Mit einem Becher schwarzen Kaffee bewaffnet, entspanne ich mich im Garten auf dem alten gepolsterten Relax-Sessel. In gemütlicher Liegeposition schaue ich meinen bunten Shirts und den leichten Sommerkleidern dabei zu, wie sie im Wind flattern. Zu gerne verweile ich hier im Schatten unter den Kirschbäumen. Dieser Platz ist so viel schöner als die Sonnenterrasse, auf der seit kurzem teure und viel zu klobige Teakholzmöbel stehen. Marek hat sie ohne mein Wissen angeschafft. Mit sechs massiven Armlehnern und einem passenden Tisch wollte er mich überraschen. Vielmehr hätte ich mich über Gartenmöbel aus dunkelgrauem Polyrattan gefreut, die gerade so angesagt und mittlerweile auch erschwinglich sind. Weil ich ihn aber nicht enttäuschen wollte, habe ich so getan, als ob sie mir wirklich gefallen. Was soll’s? In diesem Sommer komme ich ohnehin nicht mehr in den Genuss, auf der Terrasse zu sitzen. Morgen geht es für drei Monate nach Hamburg. Dort habe ich eine Anstellung als Altenpflegerin in einem Privathaushalt angenommen. Und wenn ich wieder zurück bin, ist die Gartensaison vorbei und die ersten Blätter werden fallen.
Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits freue ich mich darüber, endlich wieder Geld zu verdienen. Mein neuer Arbeitsgeber zahlt ausgesprochen gut. Für ein Quartal erhalte ich so viel Geld, wie ich hier in Polen nicht in einem Jahr verdienen könnte. Dafür musste ich mich bereiterklären, an sechs Tagen die Woche rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen. Dieses Angebot konnte ich einfach nicht ausschlagen. Es bringt uns schnelles Geld, das Marek und ich dringend brauchen, um uns das Grundstück am See zu kaufen. In 30 Meter Entfernung vom Ufer will er für uns ein kleines Häuschen bauen. Marek träumt schon seit Jahren von eigenen vier Wänden, die vorzugsweise komplett aus Holz bestehen sollen. Als gelernter Tischler kommt für ihn kein anderer Baustoff in Frage. Ich werde meinen Holzwurm furchtbar vermissen. Wir beide waren noch nie so lange Zeit getrennt. Ja, wir können telefonieren, uns Mails schreiben und uns sogar via Skype täglich sehen, aber das ist doch nicht das Selbe. Gerade stoße ich einen tiefen Seufzer aus, als ich höre, dass sein Wagen vorfährt.
»Schon fertig gepackt?«, ruft er mir zu.
»Fast«, antworte ich und sehe ihn mit großen Schritten auf mich zukommen. Was er hinter dem Rücken versteckt, will ich wissen und er hält mir freudestrahlend eine Flasche Sekt entgegen.
»Die stelle ich jetzt kalt und wenn wir heute Abend zurück sind, dann feiern wir deinen Abschied gebührend.«
»Von wo zurück?«
»Beata, ich bitte dich! Wir sind doch mit Katja und Jan verabredet. Hast du es etwa vergessen?«
»Sag ab! Ich möchte die letzten Stunden lieber allein mit dir verbringen.«
»Das ehrt mich, aber absagen musst du schon selbst. Ich bringe es nicht über’s Herz, zumal Katja sich solche Mühe gegeben hat.«
Marek hat recht. Das kann ich nicht bringen. Katja ist meine allerbeste Freundin. Wir sehen uns fast täglich und so wie ich sie einschätze, hat sie den ganzen Tag in der Küche gestanden und ein üppiges Mahl zubereitet. Sie und Jan sind schon einen Schritt weiter in ihrer Beziehung. Die beiden sind seit zwei Jahren verheiratet und ihr ersehnter Nachwuchs ist auch schon unterwegs. Katja ist im fünften Monat schwanger und sie trägt ihren nicht mehr zu übersehenden Babybauch voller Stolz und Vorfreude. Ich wäre auch gern Mutter und eine verheiratete Frau. Ob ich gern mit ihr tauschen würde oder sogar neidisch auf sie bin? Nein, nicht die Spur. Neid gehört eindeutig nicht zu meinen Eigenschaften. Und mit ihr tauschen möchte ich auch nicht. Ich liebe Marek. Unser Leben wird schon noch schön, genau wie er es mir seit Jahren verspricht.
»Nur noch kurz duschen und rasch umziehen«, ruft er mir zu und verschwindet im Bad. Ich folge ihm unbemerkt, setze mich auf den kleinen Hocker und beobachte seine Silhouette durch das beschlagene Glas der Duschkabine. An seinem kräftigen Körper, seinen breiten Schultern und an seinen muskulösen Armen und Beinen kann ich mich kaum sattsehen. Von der Arbeit im Freien ist seine Haut sonnengebräunt. Mein Marek ist ein attraktiver Mann, wenn man von seinem Haarschnitt absieht. Bei diesem Anblick entweicht mir ein »Ich vermisse dich jetzt schon«. Statt mich aufzufordern, zu ihm unter die Dusche zu kommen, bittet er mich um ein Handtuch. Mit den Worten »Nicht jetzt, Beata! Dafür haben wir später noch Zeit«, wehrt er meinen Annäherungsversuch ab und lässt mich wie bedröppelt stehen.
Dass es kein gemütlicher Abend im Viererkreis werden wird, ist mir sofort klar, als ich den vollen Parkplatz vor Katjas Haus sehe. Ich kenne die Fahrer der Wagen und weiß nun, dass nicht nur die halbe Handballmannschaft, sondern auch viele ehemalige Kolleginnen zugegen sind. Katja hat für meinen Abschied eine Riesenfete veranstaltet. Meine Güte, denke ich und sage beim Eintreffen: »Ich wandere nicht aus! Ich komme doch wieder.«
»Das will ich dir auch raten«, sagt Jan und reicht mir ein Glas Sekt zur Begrüßung. Während Marek sich gleich aufs Büffet stürzt, greift der Mann meiner Freundin nach meiner Hand und zieht mich zur Seite. Leise flüstert er mir zu, dass er mich nicht hätte gehen lassen.
»In ein paar Wochen hättest du Katjas Job übernehmen können. Ist die Vorstellung, für mich als Sekretärin zu arbeiten denn so abwegig, oder warum hast du mein Angebot abgelehnt.«
»Ach, Jan. Ich eigne mich nicht für einen Bürojob. Du solltest das wissen, lange genug kennen wir uns doch.«
»Dann wirst du auch nach deiner Rückkehr nicht für mich arbeiten?«
Das werde ich ganz bestimmt nicht. Seitdem er mir vor einigen Wochen seine wahren Gefühle gestanden hat, gehe ich soweit wie nur möglich auf Abstand zu ihm.
»Meine Güte, Jan! Wie kannst du mir nur eine Liebeserklärung machen? Wir beide kennen uns seit Kindertagen. Du bist der Mann meiner besten Freundin und ihr erwartet euer erstes Kind!«
»Marek passt nicht zu dir. Du hast einen besseren verdient!«
»Und der bist ausgerechnet du? Nein, Jan! Vergiss dieses Gespräch! Es hat nie stattgefunden, hörst du!«
Ich konnte seine Worte nicht vergessen. Sie haben sich geradezu fest in mein Hirn eingebrannt. Seitdem ist ein zwangloser Umgang mit Katja und ihm für mich einfach nicht mehr möglich. Das Angebot für Hamburg kam zur rechten Zeit. Ich habe Katjas Mutter, der Inhaberin einer Personalvermittlungsagentur, sofort zugesagt. Aus den Augen, aus dem Sinn, dachte ich. Ja, das könnte helfen, seine Beichte aus dem Kopf zu bekommen.
Ich streiche über den Babybauch meiner Freundin und bewundere das neueste Ultraschallfoto. Es wird ein Junge, das ist unverkennbar. Marek ist von Sekt auf Wodka umgestiegen und mir ist klar, dass ich heute den Wagen nach Hause fahren muss und ich mir unsere Liebesnacht abschminken kann. Ob ich fliege oder Marek mich nach Hamburg bringt, werde ich gefragt.
»Weder noch. Ich reise mit der Bahn. Das ist am günstigsten. Das Ticket kostet nur 89 Euro, allerdings bin ich fast 15 Stunden unterwegs und muss in Warschau und Berlin umsteigen.«
»Da siehst du es wieder«, flüstert Jan mir zu. »Ich hätte dir diese lange und anstrengende Reise nicht zugemutet. Aber das ist ja typisch für den Pascha Marek. Mensch Beata, wach doch endlich auf!«
Immerhin fährt Marek mich zum Bahnhof. Er wuchtet die beiden schweren Koffer aus dem Wagen, drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und sagt, dass er kein Freund von tränenreichen Abschieden ist. »Melde dich, wenn du angekommen bist«, sagt er und fährt ab. Ich schaue ihm noch solange hinterher, bis die Rücklichter seines Wagens in der Ferne verschwinden. Danach mühe ich mich mit meinem schweren Gepäck ab und ärgere mich lautstark darüber, dass mir niemand zur Hilfe eilt. »Die Zeit der Kavaliere ist wohl endgültig passé«, schimpfe ich, als mich bereits der dritte Mann überholt, ohne überhaupt die geringste Notiz von mir und meinem Problem mit dem zentnerschweren Gepäck zu nehmen.
Das Abteil ist prall gefüllt. Ich werfe einen Blick auf meine Sitzplatzreservierung und ziehe genervt die Augenbrauen hoch. Natürlich habe ich einen Platz erwischt, auf dem ich entgegen der Fahrtrichtung sitzen muss. Das geht gar nicht. Spätestens nach zehn Minuten wird sich mir der Magen umdrehen und ich werde spucken müssen.
»Ich mag auch nicht rückwärtsfahren«, sagt mir die gegenübersitzende Frau und weigert sich, ihren Platz mit mir zu tauschen. »Schauen Sie einfach nicht aus dem Fenster, dann wird es wohl gehen«, rät sie mir.
Noch vor Deblin habe ich ihr zum dritten Mal auf den Mantel gekotzt. In Warschau besorge ich mir auf die Schnelle eine Cola und eine Tüte Salzstangen vom Kiosk. In Berlin hole ich mein Telefon aus der Tasche und rufe im Haus meines Arbeitsgebers an. Herr Dr. Buchholz meldet sich persönlich und ich gebe ihm die genaue Ankunftszeit auf. Ich bin erstaunt, als er mir sagt, dass er mich nicht abholen wird und ich mir ein Taxi nehmen soll. Immerhin ist er bereit, die Kosten für die Fahrt zu übernehmen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen